Unimog WISEL
Neues Fahrzeugkonzept für Waldbrandbekämpfung und den Einsatz bei extremen Wetterlagen
Wisel – neues Fahrzeugkonzept speziell für die Waldbrandbekämpfung und den Einsatz bei Extremwetterlagen auf Basis des hochgeländegängigen Unimog UHE.
Bei einer Großübung unter der Leitung des Innenministeriums von Baden-Württemberg zeigte die Organisation „@fire – Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e.V.“ die Vorgehensweise zum wassersparenden Löschen von Vegetationsbränden. Die Übung hat deutlich gezeigt, wie wichtig geländegängige Fahrzeuge im abwehrenden Brandschutz abseits befestigter Wege, insbesondere bei der Vegetationsbrandbekämpfung, sind. Im Nachgang zu dieser Übung wurde von @fire in Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz Special Trucks ein Konzept entwickelt, das unterschiedliche Ansprüche speziell in ausgedehnten Katastrophenlagen abdecken könnte. Neben dem Anspruch auf höchste Mobilität in extremen Wetter- und Geländelagen wurden Aufgaben- bzw. Themenschwer-punkte definiert. Als Konzeptname hat sich der Begriff „WISEL“ ergeben. Dieses Akronym steht für „Wildfire Intervention and Special Emergency Logistics“ und beschreibt in einem Wort die Grundanforderungen des Fahrzeugkonzeptes.
Als Grundidee soll das Fahrzeug ohne große Umbauten die beiden Aufgaben Tanklöschfahrzeug zur Waldbrandbekämpfung und Logistikfahrzeug mit der Grundfunktion eines Einsatz-Gerätewagen in schwierigem Gelände ausführen können. Dabei müssen insbesondere die spezifischen Anforderungen z.B. an die Mobilität und den Eigenschutz eines Waldbrandfahrzeugs nach den EU-Vorgaben der “ground forest firefighting vehicles” erfüllt werden.
Die Idee bei diesem Konzept ist, das Fahrzeug nicht nur konsequent für den Einsatz als Waldbrandfahrzeug, in einer sehr begrenzten Periode über das Jahr gerechnet einsetzen zu können, sondern auch als vollwertiges Logistikfahrzeug in Einsatzszenarien, die zunehmend durch den Klimawandel bedingt zu erwarten sind. Dafür muss es möglich sein, z.B. mithilfe eines Krans, Gitterboxen oder Rollcontainer schnell und einfach auch in unwegsamen Gelände abzuladen und wieder aufzunehmen, was mit einer üblichen Ladebordwand alleine oft nicht möglich ist. Dank der Möglichkeit Anbaugeräte wie Seilwinde, Kehrmaschine oder Pflug zu betreiben, können mit diesem Fahrzeug darüber hinaus vielseitige Aufgaben im Rahmen der Katastrophenhilfe erledigt werden.
Hochwasserlagen, Extremwetterlagen und Sturmschäden
Zur Evakuierung aus überschwemmten Gebieten kann der Unimog bis 1,2 m Wassertiefe eingesetzt werden. Dazu können auf der Pritsche Notsitze installiert werden und über tragbare Leitern Personen auch von Dächern oder aus höheren Stockwerken aufgenommen werden, was aus Booten schwieriger darstellbar ist aufgrund der instabilen Lage des Bootes im Wasser. Mit dem heckangebauten Ladekran können BigPacks und Gitterboxen zum Sandsacktransport auf Deichen transportiert werden. Der Anbauraum vorne ermöglicht den Anbau unterschiedlicher Arbeitsgeräte die in vielen Bau- und Gemeindehöfen vorgehalten werden. Der Anbau eines Schneepfluges oder eines Kehrbesens erweitern das Einsatzspektrums des Unimog und wäre im Falle eines starken Schneefalls oder stark verschmutzten Straßen nach Überschwemmungen oder Starkregen eine kostengünstige Ergänzung zu den sonst üblichen Einheiten der Kommunen oder Straßenmeistereien. Auch der Anbau eines Erdschiebers ist an der Frontanbauplatte möglich und wird durch die optional mehrzellige Kommunalhydraulik bedient.
Logistik im Gelände
Die grundsätzliche Anforderung ist wie bei einem GW-L2 nach Norm: 6 Stellplätze für Rollcontainer, Gitterboxen oder Paletten und mindestens 4,0 t Nutzlast. Der Unterschied zum GW-L2: die aufgenommenen Einheiten werden nicht mit einer Ladebordwand be- und entladen, sondern können mittels des schnellwechselbaren Ladekrans am Heck auch in unwegsamen Gelände und sogar in erhöhte oder tieferliegende Bereiche, wie z.B. einem Bahndamm oder einer Baugrube, abgesetzt und wieder aufgenommen werden (was bei Ladebordwänden schnell an Grenzen stößt). Der Kran kann zusätzlich für „kleinere Bergearbeiten“ oder als Auslegergalgen für Beleuchtungsgeräte oder zum Einhängen einer Absturzsicherung genutzt werden. Mit auf der Pritsche verzurrten Paletten-Behältern zur Kraftstoffversorgung und Transportgestellen mit Einheitskanistern ist eine Versorgung von Pumpen- und Strom-Aggregaten abseits der Straße möglich, die bei Extremwetterlagen mit Standardfahrzeugen nicht mehr erreichbar wären.