Die Zukunft des Wasserstoff-Lkw beginnt jetzt!
- Highlight
Der Mercedes-Benz Atego PH2P: Wasserstoff im Alltagstest bei Pappas
Manchmal ist es das Offensichtliche, das übersehen wird. Auf dem Gelände von Pappas in Wiener Neudorf steht ein technologisches Highlight, das trotz seiner Einzigartigkeit kaum Beachtung findet – weder von den zahlreichen Lkw-Fahrern noch von den Service-Technikern vor Ort. Dabei handelt es sich um ein Vorzeigefahrzeug: den PH2P-Truck von Paul Nutzfahrzeuge.
Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft ist hier längst ein Thema. Auch Auszubildende und Kunden wissen, dass diese Technologie als vielversprechend gilt. Doch ebenso weit verbreitet ist die Meinung, dass die Praxisreife noch Jahre auf sich warten lassen wird. Ein Trugschluss, wie Andreas Hosinger, Lkw-Spezialist bei Pappas, betont. In den vergangenen Wochen hat er den PH2P-Truck bei verschiedenen Kunden im Alltag getestet und kann eines klarstellen: Wasserstoff ist bereit für den Praxiseinsatz.
Technik, die begeistert: Der PH2P im Detail
Der PH2P-Truck, der erst kürzlich auf der Nutzfahrzeugmesse in Hannover vorgestellt wurde, beeindruckt durch seine Leistungsdaten. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 16 Tonnen – und bis zu 24 Tonnen mit Anhänger – basiert das Fahrzeug auf dem Mercedes-Benz Atego 1523. Der 4x2-Truck verfügt über eine Luftfederung und eine 6,143-Achsübersetzung.
Die Brennstoffzelle mit 85 kW Leistung stammt von Toyota, während der Zentralantrieb von Voith eine Dauerleistung von 200 kW (max. 310 kW) liefert. Mit einem Drehmoment von 3100 Nm bietet der PH2P genug Kraft für anspruchsvolle Einsätze. Die sechs Wasserstofftanks mit 350 bar Fassungsvermögen ermöglichen Reichweiten von bis zu 450 Kilometern – ohne Anhänger. Ergänzt wird das System durch eine 133-kWh-Pufferbatterie, die für leise Starts und eine emissionsfreie Fahrt in lärmsensiblen Regionen sorgt.
Dank innovativer Rekuperationstechniken wird die Bremsenergie effizient zurückgewonnen, was die Reichweite zusätzlich verbessert. Und die Praxistests sprechen eine klare Sprache: Millionen Testkilometer belegen die Zuverlässigkeit und Effizienz dieser Technologie.
Technologische Innovationen im Fokus
Was den eActros 600 besonders auszeichnet, ist seine ProCabin-Fahrerkabine, die dank verbesserter Aerodynamik den Luftwiderstand minimiert und somit zur Effizienzsteigerung beiträgt. Ebenfalls beeindruckend ist die E-Achse mit zwei Elektromotoren, die eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von 600 kW ermöglicht.
Zusätzlich sorgt die intelligente Predictive Powertrain Control (PPC), eine vorausschauende Antriebssteuerung, dafür, dass die Energie möglichst effizient genutzt wird. Die PPC passt den Antrieb automatisch an Streckenverlauf, Topografie und Verkehrszeichen an.
Herausforderungen auf dem Weg zur Serienreife
Doch trotz aller technischen Reife gibt es noch Hindernisse, die einer breiten Einführung im Weg stehen. Zum einen ist der Anschaffungspreis ein Thema: Der PH2P-Truck kostet etwa das Vierfache eines vergleichbaren Dieselmodells. Hinzu kommt die noch unzureichende Verfügbarkeit von „grünem“ Wasserstoff, der umweltfreundlich produziert wird.
Auch die Betriebskosten sind nicht zu unterschätzen. Aktuell schlägt ein Kilometer mit etwa einem Euro zu Buche – eine wirtschaftliche Herausforderung, gerade in Kombination mit dem dünnen Tankstellennetz.
Die Zukunft im Blick: Pappas setzt Zeichen
Trotz dieser Hürden ist Andreas Hosinger überzeugt, dass der Wasserstoff-Lkw eine realistische Alternative ist:
„Unsere Testeinsätze haben gezeigt, dass der Wasserstoff-Lkw im Alltag absolut konkurrenzfähig zu Dieselmodellen ist. Hat man eine Wasserstofftankstelle in der Nähe, dauert das Betanken kaum länger als bei einem herkömmlichen Fahrzeug. Die aktuellen Infrastruktur- und Kostenprobleme sind typisch für neue Technologien, aber nicht unüberwindbar.“
Pappas möchte mit gutem Beispiel vorangehen und die Einführung dieser innovativen Technologie aktiv unterstützen. „Wir durchbrechen das Henne-Ei-Prinzip, indem wir den Wasserstoff-Lkw heute für unsere Kunden bereitstellen. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur CO₂-Reduktion im Schwerlastverkehr,“ so Hosinger.
Der PH2P-Truck zeigt, dass die Zukunft nicht mehr nur Vision ist. Mit den richtigen Ansätzen und einem klaren Willen zur Veränderung ist Wasserstoff im Güterverkehr bereit, eine tragende Rolle zu übernehmen – und Pappas ist mittendrin.