Universalwaffe im Südburgenland

Mitten im bewaldeten Hügelland des Bezirks Güssing liegt die zweisprachige Gemeinde Güttenbach/Pinkovac. 900 Einwohner leben in dem schmucken Ort. Neben der stilistisch interessanten Kirche mit drei Rundtürmen von 1930 liegt das Feuerwehrhaus, welches auch dem örtlichen Kulturverein dient. Technisch hat man stark aufgerüstet - unter anderem mit einem neuen TLFBA.

Landwirte, Pendler und etliche Neuzugewanderte bilden die Dorfbevölkerung. Die Feuerwehr hat traditionell eine zentrale Rolle im Dorfleben. Die Einsatzanforderungen sind vielfältig. Der 70-Mitglieder-Truppe wird trotz des beschaulichen Eindrucks nie langweilig.

 

Der neue TANK

Ein absolutes Highlight ist das neue Tanklöschfahrzeug, welches ein wirklich breites Einsatzspektrum abdeckt und zweifellos für viele Arbeitsstunden der Projektgruppe gesorgt hat. Das Fahrzeug mit der Bezeichnung „Tanklöschfahrzeug – Bergeausrüstung – Allradantrieb“ ist ein Allrounder, welcher aber nach den burgenländischen Richtlinien nicht als Rüstlöschfahrzeug bezeichnet wird. Im Rahmen der Bedarfsplanung wurde das Erfordernis einer solchen „Universalwaffe“ festgestellt. Feuerwehrintern wurde daher die Funktionalität des alten TLF mit Features aus dem LF-B zusammengelegt – und damit ein Fahrzeug für praktisch alle Aufgaben geschaffen.

Umfangreiche Bestückung

In der Planungsphase haben sich die Güttenbacher für einen Mercedes Atego 1730 AF Euro 6 mit Automatikgetriebe geliefert von Pappas Premstätten entschieden. Die Ausschreibung konnte die Firma Rosenbauer als Bestbieter für sich entscheiden. Bei der Gestaltung des Beladeplans hat sich die Projetgruppe einiges einfallen lassen:

  • Seilwinde Rotzler TR 35
  • Die Drehfächer der Geräteräumen 1 + 2 sind gegeneinander versetzt, für optimale Platzausnützung
  • Einbaupumpe, Hochdruck-Schnellangriff, Wasserwerfer, Straßenwaschanlage, 
  • Tankinhalt 2000 Liter, 60 Liter Mehrbereichsschaummittel in Kanister
  • C/Schaum-Schnellangriff in Geräteraum 6
  • Lichtmast und Umfeldbeleuchtung
  • Hydraulischer Rettungssatz
  • Umfangreiches Gerät für Menschenrettung und Bergungen

Die Abwicklung der Beschaffung hat klaglos funktioniert, für den Rosenbauer-Kundenberater war es eine der letzten Projekte vor dem Ruhestand, das Güttenbacher Vorgänger-TLF stand am Anfang seiner Karriere. Zugskommandant Mark Radakovits war wesentlich an der Planung beteiligt. Er hat auch erstklassige Ausbildungsunterlagen erstellt – und für die ersten Unterweisungen am Fahrzeug gesorgt: aufgrund Corona virtuell!

Über das Leben in der Gemeinde

Die knapp 1000 Einwohner-Gemeinde ist landwirtschaftlich geprägt, sehr viele Pendler sind wochentags im Großraum Wien. Trotzdem schafft die Feuerwehr eine Tageseinsatzbereitschaft mit 12 bis 15 Mitgliedern aufrecht zu erhalten, wobei praktisch jedes Mitglied einen C-Schein besitzt und die meisten Atemschutzträger sind. Heute besteht die Feuerwehr aus 53 Aktiven, 9 Reservisten und 12 Mitgliedern der Feuerwehrjugend. Die gute Tagesverfügbarkeit ergibt sich durch Landwirte, die beiden Gemeindearbeiter, Gastmitglieder anderer Feuerwehren und durch die Firma Ederer, deren Chef und sechs weitere Angestellte zum Stammpersonal der FF zählen. Kein Wunder, dass der Einsatz der FF Güttenbach auch in den Nachbargemeinden gerne gesehen ist. Zwischen 20 und 25 Einsätze fallen jährlich an: normalerweise fast alles technisch, allerdings gab es überraschenderweise heuer bereits 5 Brandeinsätze.

Interessante Struktur

Praktisch die gesamte Bevölkerung ist zweisprachig oder versteht zumindest Kroatisch. Damit ist die Kommunikation völlig unproblematisch. Zu beobachten ist ein anderes Phänomen: dank der geringen Grundstückspreise gibt es Zuwanderung nicht nur aus der Großstadt sondern aus den westlichen Bundesländern. (die kroatische Sprache ist erst im 17. Jahrhundert durch gezielte Ansiedelung aus dem Süden in die, nach den Türkenkriegen praktische entvölkerte Gebiete, in das heutige Burgenland gekommen.)

Fleißige FF

Klarerweise ist die Feuerwehr ein wesentlicher Kulturträger, so gibt es zu Pfingsten einen Frühschoppen, eine Florianifeier mit Agape und einen herbstlichen Dämmerschoppen. Die Lage des Feuerwehrhauses im Zentrum, direkt neben der Kirche, ist da kein Nachteil. Erstmals konnte Corona bedingt heuer keine Haussammlung stattfinden; die Bevölkerung hat aber auch via Überweisung ihre FF nicht im Stich gelassen. Kommandant Radakovits ist mächtig stolz auf seine Truppe und vom neuen Fahrzeug ganz begeistert, aber: „man muss ständig dahinter sein – von der Jugendarbeit bis zur Ausbildung. Dank guten Rückhalts in der Gemeinde geht wirklich was weiter.“