Mercedes-Benz Econic im Spüleinsatz
Markus Londer sorgt mit seinem Mercedes-Benz Econic 2635 dafür, dass beim Wasserverband Ossiacher See alle Kanäle gut gespült sind – bei einem Netz von 840 Kilometern Länge alles andere als eine leichte Aufgabe.
Wenn Markus Londer in diesen verrückten Corona-Zeiten frühmorgens seinen Dienst antritt, dann tut er das im Kreis von nur wenigen Kollegen. „Früher haben wir alle zugleich begonnen“, sagt der Mitarbeiter des Wasserverbandes Ossiacher See. „Heute sind wir auf drei Schichten aufgeteilt, die mit einer Verzögerung von einer halben Stunde in den Arbeitstag starten und miteinander nicht in Berührung kommen.“ Mit dieser Maßnahme will sein Arbeitgeber auch im Fall einer möglichen Infektion eines Mitarbeiters mit dem Virus und der damit verbundenen Quarantäne der unmittelbaren Kollegen weiter handlungsfähig bleiben. Dass ein kompletter Ausfall des gesamten Teams gravierende Folgen hätte, lassen schon alleine die Zahlen vermuten: Satte 840 Kilometer Kanal und 240 Pumpstationen gehören zum vom Wasserverband Ossiacher See betreuten Netz, dazu die Kläranlage Feldkirchen mit einer durchschnittlichen Auslastung von 30.000 EW. Es gilt im Verbandsgebiet die Entsorgung von Abwasser für mehr als 45.000 Personen in 13.000 Gebäuden sicherzustellen, aufgeteilt auf knapp 300 Quadratkilometer Fläche.
Klar, dass viele Rädchen ineinandergreifen müssen, um bei diesen Dimensionen eine reibungslose Entsorgung sicherzustellen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Markus Londer, der mit seinem Mercedes-Benz Econic 2635 für die Reinigung des Kanalnetzes und der Pumpstationen verantwortlich ist. „Dabei versuchen wir das ,Feuerwehr-Prinzip‘ möglichst zu vermeiden und vorausschauend sowie bedarfsorientiert zu arbeiten“, sagt er augenzwinkernd. „Es geht darum das Netz möglichst störungsfrei am Laufen zu halten und gröbere Langzeitschäden zu vermeiden beziehungsweise durch eine rasche Schadensbehebung die Folgekosten zu minimieren. Würden wir wie die Feuerwehr immer erst dann losfahren, wenn es wirklich brennt, dann hätten wir unseren Job nicht gut gemacht. Was natürlich nicht heißt, dass es trotz aller Bemühungen nicht auch bei uns dann und wann zu akuten Störfällen kommen kann. Letztendlich verwalten wir öffentliche Geldmittel und somit gilt es für uns alle diese möglichst sparsam, zweckmäßig und wirtschaftlich einzusetzen.“
Im Regelfall sieht der Arbeitsalltag von Markus Londer so aus, dass er nach der morgendlichen Einsatzbesprechung mit seinem Econic ausfährt und sich bei seiner Arbeit auf ein zuvor definiertes Gebiet konzentriert. „Ich halte dann dort in unmittelbarer Nähe eines Kanaldeckels so, dass ich möglichst alle Arbeitsgeräte griffbereit und trotzdem ausreichend Platz zum Arbeiten habe.“ Sein als besonders umweltfreundliches Euro-6-Modell ausgeführtes Fahrzeug erlaubt – aufgeteilt auf seine drei Achsen (eine Achse angetrieben) – ein höchstzulässiges Gesamtgewicht von 27 Tonnen. Auf das von der Pappas Gruppe gelieferte Fahrgestell hat die Firma Dietmar Kaiser aus Liechtenstein ein Kanalreinigungssystem mit einem 1.090 Liter fassenden Wassertank, einem 7.430 Liter großen Schlammtank sowie einer Hochdruck- und eine Vakuumpumpe aufgebaut.
„Meine Aufgabe ist es den Kanal zu spülen“, erklärt Markus Londer. Dazu stehen ihm – abhängig vom Grad der Verschmutzung und der Art des Kanals – verschiedene Schlauchdimensionen und unterschiedliche Düsen zur Verfügung. Während sich Düse und Schlauch mit Wasserdruck langsam im Kanal vorarbeiten, saugt er mit einem 150-Millimeter-Schlauch mit Saugrohr das Abwasser und die ausgespülten Verschmutzungen (meist Schotter) in den Schlammtank des 350 PS starken Lkw. „Das grobe Material bleibt im Tank, das Wasser läuft durch einen Filter und kann wieder zum Spülen verwendet werden“, sagt der Kärntner. Dadurch reduziert sich der Frischwasserverbrauch auf ein absolutes Minimum und reicht eine Tankfüllung meist für einen ganzen Arbeitstag – eine zeitraubende Unterbrechung um neues Frischwasser zu holen, ist nicht notwendig.
Das Fehlen eines Allradantriebs mag für andere Fahrer ein Nachteil sein, Markus Londer sieht darin aber vielmehr einen Vorteil. „Ein Problem von Allradfahrzeuge ist der notwendige hohe Aufbau“, sagt er. „Bei unserem Econic konnte die Bauhöhe aber sehr niedrig gehalten werden, was in Kombination mit den kompakten Abmessungen vor allem in Ortschaften und Städten ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Ich bin dadurch auf Augenhöhe mit Fußgängern, dank der großen Fenster und der vielen Spiegel habe ich meine Umgebung gut im Blick.“ Pluspunkte sieht der Wasserverband-Mitarbeiter zudem im niedrigen und ergonomischen Einstieg („wir müssen während eines Arbeitstages immer wieder nur einige Meter vorfahren, da ist das ein echter Vorteil“) und im geräumigen Fahrerhaus, das sogar Kleidungswechsel an Bord möglich macht. Markus Londer: „Wir sind natürlich bei jedem Wetter unterwegs, was bedeutet, dass wir auch mal Regenkleidung überziehen müssen. In einem normalen Lkw ist das zu zweit an Bord nur schwer möglich, im Econic habe ich dafür aber ausreichend Platz und kann dabei sogar aufrecht stehen. Und nach dem Arbeiten ziehe ich die Regenkleidung einfach aus, lege das nasse Zeug in den Mittelgang und der Sitz bleibt trocken.“
Der fahrzeug- und maschinenbegeisterte Kärntner hat abschließend einen weiteren Pluspunkt ausgemacht, den er bei seinem Lkw keinesfalls mehr missen möchte: das Getriebe. Markus Londer schmunzelt: „Das ist für mich beim Fahren ein echter Traum. Komfortabel, einfach Weltklasse.“ Dann konzentriert er sich wieder auf seine Arbeit. Markus Londer steigt in seinen Mercedes, winkt aus dem Fenster und fährt zum nächsten Kanaldeckel vor – das 840 Kilometer lange Netz reinigt sich schließlich nicht von selbst.