Ein Unimog für den Einsatz im Weinbau
Abgefüllt, aber richtig: Die vielleicht spektakulärste Abfüllanlage des Landes kommt einfach vorbei.
Um die hier beschriebene Unimog-Nutzung zu verstehen, muss man wissen, dass Martin Englhart seine Kindheit unter anderem damit zugebracht hat, von einem Mann zu lernen, der vor mehr als 20 Jahren Bilder über gut 200 Kilometer mittels Commodore C 64 (Anm.: Ein Urgestein der Computer-Geschichte, mit dem man Daten auf Disketten einspielte) und Funkgerät übermittelte.
Martin sollte diesen Weg nie mehr verlassen, machte später die Ausbildung zum Weinbau-Techniker und lernte dabei unter anderem, Abfüllanlagen zu servicieren. Eine solche Abfüllanlage war es dann auch, die sein Berufsleben vor ein paar Jahren auf den Kopf stellen sollte. Eine ausgemusterte mobile Abfüllanlage des Maschinenrings stand in einem besorgniserregend schlechten Zustand zum Verkauf.
Aus einer ganzen Reihe von „Neins“ wurde über Umwege ein „Ja“. Sechs Monate dauerte es, die Anlage wieder fit zu bekommen. Gleich geblieben sind dabei nur die Basis und das Einsatzgebiet, alles andere wurde neu gedacht und neu gemacht, verändert und zum Teil nach den eigenen Vorstellungen neu konstruiert. Am Ende stand da die vielleicht spektakulärste mobile Abfüllanlage des Landes, die – unabhängig vom beeindruckenden Auftritt – auch bei Qualität und Effizienz Maßstäbe setzt.
All das hilft zu verstehen, warum Martin eines Tages bei Pappas in Wiener Neudorf stand, um einen Unimog zu kaufen. Nach zwei Jahren und vielen tausend Kilometern am Traktor galt es, in zusätzlichen Komfort, Fahrsicherheit und Transportvolumen zu investieren, um die teils großen Distanzen in ganz Niederösterreich und dem Burgenland meistern zu können. Bis zu drei Abfüllungen stehen in der Saison pro Tag am Plan.
Das erklärt dann auch die technische Vollausstattung des kleinsten Unimog-Modells, inklusive Motor, Zapfwellenabtrieb samt Frontzapfwelle, Front- und Heckkraftheber, Differenzialsperre in der Vorderachse und viel zusätzlicher Beleuchtung. Dem Komfort gewidmet sind der Schwingsitz für den Fahrer und das automatisierte Schaltgetriebe sowie mehrere Kameras rundum, die ein zentimetergenaues Rangieren unterstützen.
Um die Qualitäten des neuen Unimog, der – um größtmögliche Wendigkeit zu erzielen – mit der kleinsten Bereifung ausgeliefert wurde, künftig noch besser nutzen zu können, soll die Abfüllanlage im Winter eine Lkw-Achse bekommen und damit eine Zulassung für die Autobahn.
Es ist 5.30 Uhr in der Früh, als unser Fotoshooting startet – nicht wie erwartet auf einem Bauernhof, sondern in einer kleinen Siedlung irgendwo in Niederösterreich. Auch hier freut man sich, dass Martin jetzt einen leisen Unimog sein Eigen nennt und nicht mehr mit dem Traktor losknattert, mal nach links ins Burgenland oder – wie heute – nach rechts in die schöne Wachau.