Die Schrott Poesie
Eine Geschichte voller Poesie entwickelte sich diesmal aus einer ursprünglich ganz normalen Fahrzeugübergabe. Einer der ersten Mercedes-Benz Arocs mit digitalem Cockpit ist bei Müller-Guttenbrunn in Amstetten im Einsatz.
Prolog
Der Schredder klappert, die Scheren schnappen, Metall schlägt auf Metall großen Tschinellen gleichend – die Symphonie eines Industrie-Orchesters wird hier in Amstetten am Stammsitz der Müller-Guttenbrunn Group zur Perfektion getrieben. Adam Müller-Guttenbrunn, Schriftsteller, Dichter, Volksoperndirektor in Wien und Vorfahre der Eigentümer Familie, hätte wohl auch seine Freude daran gefunden. War er doch eher ein Freund des klassischen Sprechtheaters denn der – wie er es nannte – „Operettendekadenz“ des Großbürgertums.
Dem Recycling verpflichtet
Bereits in dritter Generation wird die Müller-Guttenbrunn Group als Familienunternehmen geführt. Der Betrieb hat sich dabei vom Schrotthandel zu einem hochmodernen Recycling-Betrieb mit zahlreichen selbst entwickelten Verfahren und Patenten sowie einer mehrfach ausgezeichneten Wiederverwertungs-Tiefe entwickelt.
Heute ist das Unternehmen abgesehen von Österreich auch in Deutschland, der Schweiz, Ungarn Tschechien und Rumänien tätig. Die gesamte Gruppe verwertet jährlich rund 850.000 Tonnen Schrott und spart damit eine Million Tonnen an CO2-Emissionen.
Stets im Fluss
Um diese gewaltige Menge an Material zu bewältigen spiet die eigene Logistik eine zentrale Rolle im Unternehmen. Mit eigenen Bahnanschlüssen und Donauzugängen vor allem aber mit dem insgesamt über 100 Lkw umfassenden Fuhrpark wird in permanentem Fluss für Nachschub des kostbaren Recyclingmaterials gesorgt. Altautos, Eisen- und Elektronikschrott sowie Kunststoffe bilden hier die Hauptproduktgruppen, die zu hochwertigen Sekundär-Rohstoffen aufbereitet werden.
Heimspiel
Am Unternehmenssitz in Amstetten stehen 30.000 m² Fläche zur Verfügung, die auch vollkommen ausgelastet sind. Permanent rollen eigene und fremde Lkw über die Waage um Altautos, Elektronikschrott oder Metallabfälle aus den umliegenden Industriebetrieben oder Recyclinghöfen anzuliefern. Ing. Michael Grimm ist der Geschäftsführer der Metall Recycling Mü-Gu GmbH: „Mit unseren knapp 30 Lkw, die hier in Amstetten laufen, legen wir im Jahr rund 1,2 Millionen Kilometer zurück. Die Fahrzeuge sind somit acht bis zehn Jahre bei uns im Einsatz. Daher verfolge ich die Strategie mit den Fahrern gemeinsam das richtige Fahrzeug für sie und ihren Einsatzzweck auszuwählen. Dies hat zwei große Vorteile. Erstens sind unsere Stammfahrer zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz. Damit ergibt sich der zweite Punkt fast automatisch – sie passen auf ihr Arbeitsgerät entsprechend auf. Wehe es steigt jemand mit Schuhen in ihr „Wohnzimmer“! Das ist mir nur ein einziges Mal passiert.“ (lacht)
Nach über 40 Jahren im Unternehmen spricht die Erfahrung aus Grimm auch bei der Fuhrparkstrategie: „Wir haben einen historisch gewachsenen Drei-Marken Fuhrpark. Wobei ca. die Hälfte von Mercedes-Benz kommt. Auch hier versuchen wir auf die Vorlieben unserer Fahrer einzugehen. Schließlich ist das für acht Jahre ihr Arbeitsplatz.“
Neuzugang
Das Highlight im Fuhrpark ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein neuer zweiachsiger Mercedes-Benz Arocs 1851 mit Meiller Absetzkipper AK12. Besondere Freude hat Fahrer Karl Spindelberger mit seinem Arbeitsgerät: „Auch wenn ich es zuerst gar nicht wollte, jetzt bin ich höchst zufrieden mit dem top modernen digitalen Cockpit meines Arocs. Dazu kommt die Übersichtlichkeit, Wendigkeit und in meinem Fall besonders wichtig, der relativ niedrige Einstieg. An machen Tagen steige ich doch 100 Mal ein und wieder aus. Mein ganz persönliches Highlight ist natürlich der 13-Liter Motor mit 510 PS und 2.500 Nm Drehmoment. Selbst voll beladen sind zügiges Vorankommen und damit zahlreiche Touren zu unseren Container-Kunden locker möglich.“
Grimm ergänzt aus der Sicht des Fuhrkparkleiters: „Auch wenn der kompakte Arocs mit 510 PS sehr potent motorisiert ist, bin ich vom Dieselverbrauch begeistert, der sich für unsere Einsätze mit häufigen Stopps und zahlreichen Bewegungen des Absetzkippers äußerst moderat gestaltet.
Epilog
Der Kreis schließt sich nicht nur in dieser Reportage, vor allem auch in der Familienhistorie, als Mag. Ing. Christian Müller-Guttenbrunn 2012 im rumänischen Frumuseni eine Recyclinganlage eröffnet. Diese liegt nur ein paar Kilometer von Zabrany, auf deutsch Guttenbrunn, entfernt. 133 Jahre nachdem Adam Müller-Guttenbrunn die Gegend verließ, kehrte die Familie wieder zurück.
Text und Bilder: 1Truck Magazin