FF Neunkirchen setzt bei der Brandbekämpfung auf den Arocs
91 Liter Wasser pro Sekunde – zwei Minuten lang.
Trockene und heiße Sommer, Monokulturen, Hauptverkehrswege und gewachsene Siedlungen stellen die Feuerwehren vor immer größere Herausforderungen. Eine Stadt, für die all diese Parameter zutreffen, ist Neunkirchen in Niederösterreich. Hinsichtlich der Mannschaft und auch der Technik eine Vorzeigewehr, erfreut man sich dort seit wenigen Wochen an einem Neuzugang, der das Thema Brandbekämpfung noch intensiver angeht als alle der bisher bereits vorhandenen 20 Einsatz-Fahrzeuge. Die Mannschaft rund um Kommandant Mario Lukas hat schon in der Vergangenheit viel Kreativität bewiesen, wenn es um den Aufbau von maßgeschneiderten Fahrzeugen ging ‒ mit dem neuen HLF 4 bekommt diese eine völlig neue Dimension.
Schon bisher gerne auf die Produkte von Mercedes-Benz und das damit einhergehende Service durch Pappas vertrauend, ruht auch der Neue auf einer Basis mit Stern. 32 Tonnen sind es, die sich hier auf insgesamt vier Achsen, zwei davon angetrieben, verteilen. Seine Kraft erhält das Hilfeleistungsfahrzeug HLF 4 von einem 510 PS starken Dieselmotor, der den jüngsten Abgasnormen entspricht, um die passende Gangwahl kümmert sich ein vollautomatisiertes PowerShift 3-Getriebe.
Beim Aufbau entschied man sich in Neunkirchen für die Firma Rosenbauer. Zuvor stoppte das HLF 4 noch bei Paul Nutzfahrzeuge in Deutschland, einem Unternehmen, das viel Erfahrung bei der Modifikation von Mercedes-Benz-Fahrgestellen (unter anderem beim Unimog) vorweisen kann, um zahlreichen Anpassungen für den Aufbau vornehmen zu lassen. So galt es für Paul unter anderem, den Rahmenüberhang anzupassen, die Abgasanlage und Luftbehälter zu versetzen und Feuerwehrschäkel zu montieren. Nach vorne wandern musste zudem die Luftansaugung, für den Kühlmittelausgleichsbehälter musste ebenso wie für den AdBlue-Behälter ein neuer Montageort gefunden werden.
Soweit gediehen, machte man sich bei Rosenbauer ans Werk. Hinter dem klassischen S-Fahrerhaus mit 1+1-Besatzung findet sich beim HLF 4 die Rosenbauer proCab, ausgelegt auf eine 3+2-Besatzung. Spektakulär dabei die Drehtreppe, die ein schnelles und zugleich sicheres Verlassen der Kabine unterstützt. An beiden Seiten finden sich in weiterer Folge zwei Geräteräume. Dem Thema Löschmittelvorrat stellt sich Rosenbauer hier mit einem 11.000-Liter-Wassertank und einem 1.000-Liter-Schaumtank. Nach draußen gelangen die Löschmittel über einen vom Fahrer zu bedienenden Frontwerfer, der 1.200 Liter pro Minute freigibt, und über einen manuell zu bedienenden Dachwerfer, der 2.400 Liter pro Minute freigibt. Gemein ist den beiden Geräten eine Wurfweite von 70 Metern. Ebenfalls an Bord sind eine Schnellangriffseinrichtung und die jüngste Entwicklungsstufe an Rosenbauer-Steuerungssystemen sowie eine entsprechende Beleuchtung. Schon die Warneinrichtungen bestehen hier aus mehr als 20 LED-Blitzleichten, hinzu kommen LED-Geräteraumbeleuchtung, eine Nahumfeld- sowie eine Dachbeleuchtung und ein Flutlichtmast mit sechs LED-Scheinwerfern mit je 53 Watt.
Der Fülle an Ausrüstung zum Trotz, erfreut das HLF 4 durch sehr gute Fahrleistungen und ein für einen 32-Tonner geradezu spielerisches Handling. Selbst enge Kreisverkehre (wie sie im Raum Neunkirchen oft zu finden sind) lassen sich mit dem 10,6 Meter langen, 2,55 Meter breiten und 3,65 Meter hohen Fahrzeug leicht durchfahren. Überraschend auch das innerstädtisch mögliche Tempo, ohne dadurch die Sicherheit der Mannschaft oder die Anschaffungskosten von rund einer halben Million Euro aufs Spiel zu setzen. Das erklärt dann auch die große Nachfrage der Fahrer, die sich auf das neue HLF 4 einschulen lassen wollen bzw. bereits eingeschult wurden.
Stadtfeuerwehr-Kommandant Branddirektor Mario Lukas: „Mit dem neuen HLF 4 haben wir ein Fahrzeug zur Verfügung, das sich hervorragend für die Großbrandbekämpfung eignet. Ein Thema, das uns sehr beschäftigt, ist auch die steigende Zahl an Wohnungsbränden. Zusätzlich ist es uns möglich, andere Feuerwehren rasch und zuverlässig zu unterstützen und effizient gegen die in unserer Region regelmäßig auftretenden Busch- und Waldbrände anzukämpfen. Mittelfristig wünsche ich mir, dass rund 20 Fahrer das neue HLF 4 im Einsatz steuern können, rund die Hälfte hat die entsprechende Schulung bereits absolviert.“